Jeder kennt das Gefühl des sich „Verschluckens“ oder wenn einem die Nahrung im Halse stecken bleibt. Mit zunehmendem Alter werden Funktionen eingeschränkt, die wesent­liche Auswirkungen auf das Essen und Trinken haben können. Diese physio­logischen Abbauprozesse äußern sich in Veränderungen und Beeinträchti­gungen des Schluckablaufes bis hin zu starken Einschränkungen in der Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme.
Zu einer Presbyphagie/ Altersschluckstörung führen altersbedingte Veränderungen wie Zahnverlust, trockene Schleimhaut, verringerte Muskelkraft und Verknöcherung des Kiefergelenks. Die Reaktionszeit neuromuskulärer Funktionen ist verlängert, der Schluckreflex verzögert. Im Gegensatz zu jungen Menschen besteht weder Flexibilität noch eine funktionelle Reserve. Dies ist die Ursache eines höheren Aspirationsrisikos älterer Menschen bei Schwächung durch Allgemeinerkrankungen, welche nicht unbedingt einen Bezug zum „Schlucksystem“ aufweisen müssen.
Für viele ältere Menschen gehören Schluckprobleme zum Alltag beim Essen. Dies ist meist unabhängig davon, ob sie selbst von einer Schluckstörung betroffen sind oder nicht. Es konnte bestätigt werden, dass Schluckprobleme im Alter fälschlicherweise als „normal“ im Sinne einer physiologischen Alterserscheinung angesehen werden. Das Ausbleiben von Schmerzen bei einer beginnenden Schluckstörung trägt ebenfalls dazu bei, dass diese oft gar nicht oder viel zu spät angesprochen wird. Hinzu kommt die mit zunehmendem Alter steigende Häufigkeit mehrerer gleichzeitig vorliegender Erkrankungen (Multimorbidität), wodurch Anzeichen einer beginnenden Schluckstörung oft nicht beachtet werden.
Auf die Frage, ob Betroffene selbst der Meinung sind eine Schluckstörung zu haben, antwortet der Großteil mit „Nein“. Sie haben sich an das Husten und Räuspern gewöhnt und nehmen es als Selbstverständlichkeit hin. Eine genaue funktionelle und apparative logopädische Dysphagiediagnostik zeigt jedoch, dass eine Presbyphagie bzw. beginnende Schluckstörungsanzeichen bereits vorliegen.
Eine von der Logopädie durchgeführte Studie in der Albert Schweitzer Klinik, zum Thema Presbyphagie, kam zu dem Schluss, dass ein Großteil der StudienteilnehmerInnen erste Anzeichen einer Altersschluckstörung zeigen, bei denen logopädische Dysphagiemaßnahmen erforderlich sind. Der im Rahmen der Studie entwickelte Dysphagiefragebogen bewährt sich, speziell für das geriatrische Klientel, als sensitives Werkzeug der Schluckdiagnostik.
Ziel des logopädischen Dysphagiemanagements bei Presbyphagie ist es, frühzeitig zu erkennen und zu behandeln und gemeinsam mit unserem geriatrischen Klientel individuelle logopädische Konzepte für den Alltag zu erarbeiten und damit zur Verbesserung der Lebensqualität beim Essen und Trinken im sozialen Umfeld beizutragen.
Mag.a Heike Simon-Schadner
Logopädie