Wussten Sie, dass Musik als Möglichkeit der Kontaktaufnahme, Förderung der Denkleistungen und Bewegung bei Menschen mit Demenz und neurologischen Erkrankungen eingesetzt werden kann?
Die therapeutische Anwendung von Musik und musikalischen Elementen ist vor allem im Bereich der Behandlung von Menschen mit Demenz und neurologischen Erkrankungen, wie Parkinson und Schlaganfall wissenschaftlich und empirisch belegt. Dies liegt u.a. daran, dass Musik in mehreren Gehirnarealen „gespeichert“ ist sowie daran, dass Musik und insbesondere das Singen bei Menschen der 1930er, 40er Generation als eine liebgewonnene Tradition mit hohem emotionalen Wert erlebt wurde.
Insbesondere bei Menschen mit Demenz, denen der Zugang zum Kurzzeitgedächtnis erschwert ist, aber deren Langzeitgedächtnis eine beachtliche Ressource darstellt, ist das Hören von Musik und das Singen von Lieder aus der Kindheit und Jugendzeit eine Möglichkeit, wieder ein Stück Identität zu erfahren, sich selbst wahrzunehmen als Mensch mit einer Lebensgeschichte. Daher empfehle ich als Musiktherapeutin, mit dementen Menschen Lieder zu singen (alte Kinderlieder, Volkslieder, Märsche, alte Schellackschlager,…), die diese aus ihrer Kindheit und Jugendzeit kennen. So gelingt das Anknüpfen an alte Ressourcen, die nachwievor abrufbar sind. Vielfach eröffnet sich durch das Singen oder Hören dieser Musik ein Gespräch über die Biografie des Menschen und seinen Lebenserfahrungen. Insgesamt fördert das gemeinsame Singen und Hören von Musik aus der Vergangenheit des an Demenz erkrankten Menschen die intrapersonale und interpersonale Beziehung, weckt das Gefühl der Zusammengehörigkeit und fördert die psychische Stabilität.
Dass Musik auch bei neurologischen Erkrankungen, wie Parkinson und dem Schlaganfall hilft und zu einer Verbesserung der klinischen Symptome führen kann, liegt unter anderem daran, dass Musik im Gehirn nicht nur auf einen speziellen Bereich beschränkt ist. Beispielsweise gelingt es einem Menschen, der einen Schlaganfall erlitten hat und dessen Sprachzentrum betroffen ist, einen Text zwar nicht zu sprechen, jedoch – sobald eine Melodie erklingt – die Worte zu formen und mitzusingen.
Ebenfalls hat Rhythmus eine positive Auswirkung bei Parkinson: In Kombination mit einem bestimmten Rhythmus in einem bestimmten Tempo gelingt es dem betroffenen Menschen, die Beine fließender, eben „rhythmischer“ zu bewegen und das Gangbild verbessert sich. Dass sich diese Erfahrung positiv auf die Psyche des Menschen auswirkt, ist ein wichtiges Therapieziel in der Musiktherapie.
Aus diesem Grund empfiehlt es sich, einfache Koordinationsübungen, wie z.B. klatschen, patschen, schnippen, Arme überkreuzen, Tippen etc. zum Rhythmus der Musik anzuregen – dies macht nicht nur Spaß, sondern fördert auch die Motorik und die Denkleistung.
Sara Papst, MA
Musiktherapeutin