Das Älterwerden bringt eine Vielzahl an Veränderungen mit sich, geistige Veränderungen spielen dabei eine große Rolle. Da viele Menschen den Verlust ihrer geistigen Fähigkeiten fürchten und diesbezüglich einige Vorurteile und Mythen existieren, ist es wichtig sich mit diesen Veränderungen auseinanderzusetzen.
Man kann keineswegs von einem grundsätzlichen Abbau der geistigen Leistungsfähigkeit im Alter ausgehen. Es können zwei Bereiche der geistigen Leistungsfähigkeit unterschieden werden, die sogenannte kristalline und die fluide Intelligenz oder Leistung. Die fluide Intelligenz nimmt im Alter ab, da sie an die biologischen Alterungsprozesse des Gehirns gebunden ist. Dies bedeutet, dass die Schnelligkeit der Denkvorgänge und der Informationsverarbeitung, sowie auch die Reaktionsgeschwindigkeit abnimmt. Das spiegelt sich z.B. beim Autofahren wieder, wenn wir uns rasch in einer neuen Situation zurechtfinden müssen oder wenn wir mehrere Informationen gleichzeitig verarbeiten sollen. Es gibt keine Möglichkeit diesen Veränderungen zu entgehen, wir können lediglich Einfluss darauf nehmen, wie sehr sie sich tatsächlich auswirken. Die kristalline Intelligenz hingegen, bleibt im Alter stabil, bzw. kann sogar noch gesteigert werden. Sie umfasst Fähigkeiten, die wir im Laufe unseres Lebens erlernt haben; zum Beispiel durch unsere Schul- und Berufsausbildungen, durch Freizeitbeschäftigungen, Interessen und so weiter. Die kristalline Leistungsfähigkeit spiegelt alle aufgenommenen Wissensinhalte in Abhängigkeit von Gesellschaft und Kultur wieder. Sie befähigt uns auf bereits gemachte Erfahrungen und vorhandenes Wissen zurückgreifen zu können. Hier altert der Mensch kaum und es lassen sich bis ins hohe Alter immer noch neue Erfahrungen machen.
Der Erhalt der geistigen Leistungsfähigkeit kann auf unterschiedlichste Arten unterstützt werden, dies reicht von regelmäßiger Bewegung, Schlaf und Ernährung über das Pflegen von Sozialkontakten bis hin zum psychischen Wohlbefinden. Mnemotechniken (wie z.B. Eselsbrücken oder Merkwörter etc.) können dabei helfen sich bestimmte Dinge wie zum Beispiel eine Einkaufsliste oder einen vierstelligen Zahlencode besser zu merken. Gezieltes kognitives Training kann ebenfalls zum Erhalt unserer Gedächtnis- und unsere Konzentratsleistung beitragen, wichtig ist dabei jedoch, dass die Aufgabenstellungen einerseits herausfordernd sind, andererseits aber auch Vergnügen bereiten. Sie kennen vielleicht den Ausspruch „use it or lose it“: was nicht genutzt wird, verfällt. Demnach stellt vor allem eine kontinuierliche mentale Stimulation oder geistige Betätigung über das gesamte Leben hinweg einen positiven Einfluss auf unsere Gehirnfunktionen dar.
Pia Urlesberger, MSc
Psychologischer Dienst