Lebenslanges Lernen + Bürger:innenbeteiligung in der Region

Gruppenbild von sechs Damen vor Roll-Ups der Geriatrischen Gesundheitszentren und der Gemeinde Gratwein-Straßengel.

Im Projekt „Lebenslanges Lernen + Bürger:innenbeteiligung in der Region: Pflegende Angehörige reden mit“ wurden die Bedürfnisse pflegender Angehöriger in der Gemeinde Gratwein-Straßengel umfassend ermittelt. Dank intensiver Bürger:innenbeteiligung konnten praxisnahe Unterstützungsangebote entwickelt werden. Im September wurde das Projekt erfolgreich abgeschlossen und erhielt eine besondere Anerkennung: die Nominierung für den Richard-Horst-Noack-Preis im Rahmen der 27. ÖGPH-Tagung.

„Es ist schwierig, weil man die Pflege permanent machen muss. Man hat oft selbst kein Leben mehr. Ich habe bisher niemanden gefunden und ich weiß nicht, wo ich Unterstützung bekomme.“

Dieses Zitat spiegelt die Herausforderungen wider, mit denen viele pflegende Angehörige konfrontiert sind. In der Steiermark werden bis zu 80 % der pflegebedürftigen Menschen im häuslichen Umfeld betreut, wobei der Großteil dieser Pflege von An- und Zugehörigen übernommen wird. Oft sind sie gesundheitlich belastet und haben nur begrenztes Wissen über regionale Unterstützungsangebote.

Um diese Situation zu verbessern, startete das Albert Schweitzer Institut ein Projekt in der Pilotgemeinde Gratwein-Straßengel, das sich gezielt mit den Bedürfnissen pflegender Angehöriger auseinandersetzt. Ziel war es, mithilfe von Bürger:innenbeteiligung praxisnahe Lösungen zu entwickeln, die konkrete Unterstützung bieten und gleichzeitig die digitale Gesundheitskompetenz stärken. Das Projekt folgte dem Design-Thinking-Ansatz und durchlief mehrere Phasen: In Interviews und Fokusgruppen wurden die spezifischen Bedürfnisse der pflegenden Angehörigen analysiert, bevor in Workshops gemeinsam mit ihnen Unterstützungsangebote entwickelt wurden. Die besten Ideen wurden als Prototypen getestet und in enger Zusammenarbeit mit der Gemeinde umgesetzt.

Zu den Ergebnissen gehörten ein Konzept für ein digitales Matching-Tool, das pflegende Angehörige mit ehrenamtlichen Helfenden und regionalen Dienstleistern vernetzt, das „Leichter leben-Fest“ als niederschwellige Infoveranstaltung zur Stärkung der Gesundheitskompetenz und der „Kleine Pfleger-atgeber“, ein Handbuch mit schnellen, gezielten Informationen zu Anlaufstellen. Der Ratgeber steht auch anderen Gemeinden zur Verfügung und ist hier abrufbar.

Der Projektabschluss wurde im Rahmen des „Leichter leben-Fests“ gefeiert, einem Mehrgenerationenfest, das zahlreiche Besucher:innen und Gemeindevertreter:innen aus dem steirischen Zentral-raum anzog. Neben Infoständen bot das Fest interaktive Angebote, etwa zum Testen innovativer Pflegetechnologien und zur Stärkung digitaler Kompetenzen. Musikalische Darbietungen und ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm sorgten für eine einladende Atmosphäre.

Besondere Anerkennung erhielt das Projekt durch die Nominierung für den Richard-Horst-Noack-Preis, der bei der 27. Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Public Health verliehen wurde. Der Preis zeichnet innovative und qualitativ hochwertige Ansätze aus, die nachhaltige Veränderungen im Gesundheitswesen bewirken können.
Das Projekt zeigt, wie wichtig es ist, die oft übersehenen Bedürfnisse pflegender Angehöriger in den Fokus zu rücken. Es verbindet praktische Unterstützung mit einem Raum für Austausch und Gemeinschaft – und setzt ein Zeichen für die Anerkennung und Wertschätzung pflegender Angehöriger.

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