6. Nationaler Aktionstag für pflegende Angehörige

Teilnehmer:innen der Pressekonferenz zum 6.
©GGZ

Ein Dankeschön für viel unsichtbare Arbeit

Etwa 80 % der pflegebedürftigen Menschen in Österreich werden zu Hause durch Angehörige gepflegt. Täglich sind sie für andere da und leisten einen gesellschaftspolitisch äußerst wertvollen Beitrag. Eine:n Angehörige:n zu pflegen ist oftmals mit Unsicherheiten, aber auch mit körperlichen und psychischen Belastungen verknüpft. Am nationalen Aktionstag für pflegende Angehörige machten die Geriatrischen Gesundheitszentren der Stadt Graz (GGZ) mit der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger und der Politik im Rahmen einer Pressekonferenz auf diese Menschen aufmerksam.

Familie als größter Pflegedienst Österreichs

Wenn ein Familienmitglied an Demenz erkrankt oder die/der Partner:in eine Krebsdiagnose erhält, dann werden aus Angehörigen plötzlich Pflegerinnen und Pfleger. Pflegende Angehörige sind nach wie vor die größte Personengruppe im Bereich der Pflegebetreuung. Sie übernehmen somit tagtäglich im Verborgenem eine enorm wichtige Rolle für die ganze Gesellschaft und unser Gesundheitssystem und dies meist ohne professionelle Unterstützung.

Pflegende unterstützen

Die Pflege eines Familienmitgliedes führt häufig zu großen Veränderungen und Angehörige kommen oft an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. Leider fehlt dabei aber meist die Anerkennung und Unterstützung in der Öffentlichkeit. Damit Pflegende nicht an physische und psychische Grenzen stoßen, sind Unterstützungsleistungen notwendig. Ansätze wie beispielsweise das Pilotprojekt zur Anstellung von pflegenden Angehörigen in der Stadt Graz, Unterstützungsleistungen der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger sowie Kurse für die Pflege zu Hause im Albert-Schweitzer-Trainingszentrum der GGZ sind zwar bereits vorhanden, aber es braucht mehr flächendeckende Angebote, die auf die jeweilige Pflegesituation angepasst sind. Mit dem Aktionstag möchte man pflegenden Angehörigen auch Unterstützungsangebote näherbringen.

Statements:

Die informelle Pflege spielt eine unverzichtbare Rolle im Gesundheitswesen und in der Betreuung von Menschen jeden Alters. Anwendungsorientierte Forschungs- und Entwicklungsprojekte und effizientes Wissensmanagement zur Unterstützung der informellen Pflege – wie in den GGZ und im Albert-Schweitzer-Institut praktiziert – werden in unserer Zeit immer bedeutsamer. Die Bürokratie unserer Zeit entwickelt sich an vielen Stellen zu weit von den praktischen Themen weg. Die Pflege zu Hause zu unterstützen wird aufgrund der demografischen Entwicklung und des damit verbundenen Pflegepersonalmangels auch in Zukunft einen wichtigen Stellenwert in den GGZ einnehmen. Die Versorgungsforschung sollte ausgedehnt werden.

Gerd Hartinger, Geschäftsführer der GGZ

Fast 1 Million Menschen, von Young Careers bis zu alten Menschen, übernehmen die häusliche Pflege. Sie sind der größte Pflegedienst Österreichs. Viele leisten diese Pflegearbeit oft jahrelang. Wir haben als Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger das Jahr 2024 dem Thema „Leben mit Demenz – pflegende Angehörige und Zugehörige als Mitbetroffene“ gewidmet. Gerade diese Erkrankung stellt sie vor besondere Herausforderungen und sie brauchen besondere Unterstützung und Begleitung. Vielen sind jedoch die Unterstützungsmöglichkeiten zu wenig bekannt. Unser Anliegen ist es, sie gut mit Informationen dafür zu begleiten und gemeinsam dafür zu sorgen, dass sie und ihre erkrankten Angehörigen in der Mitte der Gesellschaft bleiben und an ihr teilhaben können.

Hanna Fiedler, Vize-Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger

„Die Stadt Graz setzt viele Schritte, um pflegende Angehörige in ihrer wichtigen Tätigkeit und in schwierigen Situationen zu unterstützen. Dazu zählen die Kurse des Albert-Schweitzer-Trainingszentrums für pflegende Angehörige, das Grazer Pilot-Projekt Anstellung pflegende Angehörige, die stundenweise Entlastung von pflegenden Angehörigen demenzerkrankter Personen (StuBe) oder das wichtige Beratungs- und Hilfsangebot der Grazer Pflegedrehscheibe.“

Robert Krotzer, Stadtrat für Gesundheit, Pflege, Integration und Beschäftigung

„Gemeinsam gestalten wir bessere Lebenswelten für ältere Menschen“. Das ist seit 10 Jahren das große Anliegen des Albert Schweitzer Instituts. Die Forschungs- und Entwicklungsabteilung der Geriatrischen Gesundheitszentren blickt zurück auf zahlreiche nationale und internationale Projekte für und mit älteren Menschen, pflegenden Angehörigen und Health Professionals. Viele Erfolge konnten gemeinsam mit unseren Kooperationspartner:innen erzielt werden. Das Albert Schweitzer Trainingszentrum für pflegende Angehörige soll am heutigen 6. Nationalen Aktionstag für pflegende Angehörige ganz besonders hervorgehoben werden. Hier lernen pflegende Angehörige wie sie mit ihrem herausfordernden Betreuungs- und Pflegealltag zu Hause besser umgehen können. Und dennoch: Im österreichischen Pflegesystem und ganz besonders in der informellen Pflege bleibt noch viel zu tun.

Judith Goldgruber, Leiterin des Albert-Schweitzer-Instituts

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