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30.12.2020
Helfen ist Herzenssache - Das Coronajahr

Es ist eine Tatsache: Dieses Jahr hat unser Leben und unsere Gesellschaft verändert.

740 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter setzen in den GGZ den Slogan „bei uns sind Menschen in den besten Händen“ in die Realität um. 740 Persönlichkeiten mit 740 individuellen Geschichten und welche Rolle spielt nun dabei das Herz? Lesen Sie die Antworten – es ist eine berührende Reise und ein Bekenntnis zu „Helfen ist Herzenssache!“.

Unsere Kolleg*innen in den Pflegewohnheimen sowie in der Albert-Schweitzer-Klinik haben Unbeschreibliches geleistet …

Zehra Besic, Silvia Freisinger, Verena Heißenberger, Anita Held, Iris Knausz, Katja Micheli und Elke Zöchner erzählen stellvertretend für alle Kolleginnen und Kollegen aus ihrem „Corona“-Alltag.

Die ersten Wochen des Lockdowns – wie habt ihr sie erlebt? „Am Anfang war das Tragen der Maske sehr ungewohnt. Es herrschte große Ungewissheit, wie sich alles entwickeln würde. Nicht nur der Arbeitsalltag, das ganze Leben drehte sich plötzlich nur mehr um die Pandemie. Schützt die alten Menschen! Die Angst sich selbst zu infizieren war groß. Krisenstabssitzungen fanden mehrmals wöchentlich statt – fast täglich neue Informationen und Vorgaben. Änderungen konnten in dieser Schnelligkeit oft nicht im gesamten Team kommuniziert werden. Die soziale Isolation war für Bewohner*innen und Patient*innen nur schwer zu schaffen.

Welcher Moment war für euch besonders berührend oder auch besonders schrecklich?

Heißenberger: „Besonders berührend war für mich, als wir einer Patientin durch die Besucherbox einen Besuch ermöglichen konnten. Die Patientin äußerte mehrmals, keine Lebenslust mehr zu haben. Vor Beginn des Aufenthalts in den GGZ war sie bereits drei Wochen im Akutkrankenhaus und aufgrund des dort geltenden Besuchsverbots hatte sie ihren Gatten die gesamte Zeit über nicht sehen können.“

 

Knausz: „Für mich war sehr besonders, dass mein gesamtes Team zusammengestanden ist. Wir haben neue Aufgaben übernommen – die uns zuvor nicht vertraut waren. (ERST-Aufnahme, Testambulanz, telefonische Nachbetreuung, Screening-Straße, Impfzentrum…). Das große Vertrauen, welches mir meine Mitarbeiter*innen in dieser Zeit entgegengebracht haben, hat mich sehr berührt.“

Micheli: „Eine Bewohnerin kam mit einer Urkunde (Kleine Zeitung) in die Servicestelle und bedankte sich für die tolle Leistung!“

 

Zöchner: „Ein berührender Moment war als unsere Covid positiven Bewohner*innen wieder „gesund“ zu uns ins Pflegewohnheim zurückgekehrt sind. Aber auch das Vertrauen und die Zustimmung der Angehörigen „alles“ richtig gemacht zu haben.“

Der Arbeitsalltag wurde jedoch oft überschattet:

„Die negative Berichterstattung der Medien hat uns oft sehr verletzt. Wir haben jeden Tag nach besten Wissen und Gewissen unser Bestes gegeben und wurden dann an den Pranger gestellt. Die folgenden behördlichen Kontrollen belasteten die schon mühsame Situation zusätzlich. Wir tragen eine hohe Verantwortung – diese Belastung wirkt sich auf die Gesundheit aus (Herzrasen, Schlaflosigkeit und vieles mehr).“

„Verzicht: Jede Pflegeperson hat eine große Verantwortung, nicht nur für sich selbst, sondern auch für die Patient*innen und auch gefährdete Personen im persönlichen Umfeld. So habe ich beispielsweise zu Weihnachten meine Großmutter nur von der Ferne gesehen und schon seit Beginn der Pandemie keine körperliche Nähe mehr zu ihr gehabt.“

„…. doch dadurch lernten wir viel – auch für uns persönlich. Ich habe gelernt, welche Dinge für mich Priorität haben und welche Dinge auch warten können. Meine Gesundheit und die meiner Familie ist uns wichtig. Essentielles wieder zu schätzen und mit weniger Dingen auszukommen. Die Zeit hat mir deutlich gemacht, wie wichtig mir Nähe und Berührung in meinem Berufsalltag der Pflege sind.“

 

… auch die Kolleg*innen der Verwaltung halfen im Pflegewohnheim mit – mit ein paar von Ihnen kam ich ins Gespräch. Sie erzählten mir ihre Geschichten zu meinen Fragen: Warum hast du dich für den Einsatz gemeldet? Welche Bedenken hattest du? Gab es besonders schöne oder besonders schreckliche Momente? Würdest du wieder helfen?

Elisabeth Aufreiter, Personalvertretung: „Es war für mich eine Selbstverständlichkeit und ich habe mich darüber gefreut, dass ich die KollegInnen unterstützen kann. Zuerst traute sich jedoch niemand mich zu fragen (60+ J)! Ich hatte keine Bedenken und auch keine Erwartungen. Es war schön, wieder einmal als PflegeassistentIn zu arbeiten, so konnte ich auch bei pflegerischen Tätigkeiten mitunterstützen. In der Pflege zu arbeiten bedeutet, Herz, Hirn und Verstand mit viel Einfühlungsvermögen einzusetzen!“

 

Selina Fischer, Patient*innenservice: „Ich wurde von meinen Vorgesetzten gefragt, ob ich bereit dazu wäre die Kolleg*innen in einem Pflegewohnheim, die in dieser Zeit besonders gefordert sind, zu unterstützen. Natürlich gerne, sagte ich zu! Ich wurde im Bereich „Verwaltung“ eingesetzt und durfte viele verschiedene Tätigkeiten übernehmen. Es hat mich auch sehr gefreut das Projekt „fahrende Greissler“ mit zu gestalten, zu organisieren und zu sehen wie es bei den BewohnerInnen ankommt. Ebenso durfte ich auch das „Begegnungsplatzerl“ für BewohnerInnen und Ihre Angehörigen mitbetreuen, dass es seit kurzem gibt.“

 

Carina Hörting, Human Resources Management: „Es war mir wichtig. Wie ich gehört habe, dass keine Besuche mehr bei den BewohnerInnen möglich sind, war es klar: Ich will für diese Menschen da sein und für unsere KollegInnen! Ich habe mich vorher sehr damit auseinandergesetzt: Kann ich das wohl? Werde ich alles richtigmachen? Werden die alten Menschen mich annehmen, verstehen?“

Anna Jerusalem, Albert Schweitzer Institut: „Gesehnt habe ich mich nach einer Aufgabe, wo ich den betroffenen Menschen direkt helfen kann. Ich hoffte, dass ich niemanden im Weg stehen werde. Ich weiß, was es bedeutet jemanden einzuarbeiten. Werde ich genug helfen können? Gibt es genug für mich zu tun?“

Verena Matz, strategisch und operative Planung: „Der Anstoß war meine Schwester – sie ist diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin, weshalb ich zumindest schon Erfahrungsberichte über den Alltag in der Pflege erhalten habe. Als nun die Möglichkeit bestand, „inkognito“ und „live“ den – durch Corona erschwerten – Tagesablauf im Pflegewohnheim kennenzulernen, sagte ich zu. Ich hatte schon Angst, das Virus mit nach Hause zu nehmen, da ich mit meinen Eltern zusammenwohne. Beide sind bald 60 Jahre alt.“

Martin Orehovec, Qualitätsmanagement: „Im Zuge unseres freiwilligen Unterstützungsinitiative für die Pflegewohnheime bin ich für die SeniorInnenresidenz Robert Stolz eingeteilt worden. Die 2 Wochen boten mir einen tieferen Einblick in unsere Pflegewohnheime oder stellten auch mein längstes Audit dar J. Die Aufgaben im Pflegewohnheim waren abwechslungsreich und der direkte Kontakt zu den Bewohnerinnen und Bewohnern sowie deren Angehörigen bereichernd.“

Maria Schraußer, Human Resources Management: „Fotoshooting mit Masken…da sieht ja keiner mein Lächeln!“, dachte ich mir, als ich bei der Aktion „Frisch gepresster Orangensaft für alle BewohnerInnen“ mithelfen durfte. Das Gegenteil ist der Fall - man sieht das Lächeln in den Augen.

Lisa Winkler: „Spätestens nach dem Lockdown war mir der Ernst der Lage bewusst. Als per E-Mail angefragt wurde, wusste ich, dass ich unterstützen werde. Ich informierte meinen Partner. Durch meinen Einsatz im Pflegewohnheim habe ich eine größere Verantwortung auch meinen Partner und meine Familie, besonders meine Schwiegermutter, die über 60 ist, so gut wie möglich zu schützen. Auch gehörte ich zu den „Ersten“, die mithalfen – so gab es keine Erfahrungswerte von beiden Seiten.“

 

Diese Erlebnisse haben uns betroffen gemacht ….

  • Mein „schrecklichster“ Moment war, als eine Bewohnerin bewusst nach mir rief, weil ihr Mann gestürzt war. Ich sollte es sonst niemanden sagen, bat mich die Dame. Der Bewohner saß zum Glück schon neben seinem Bett am Boden. „Was mache ich jetzt“, fragte ich mich, während ich dem Bewohner half aufzustehen und ihn auf einen Sessel zu setzen. Nach außen hin war ich ruhig und diese Ruhe übertrug sich auch auf das Ehepaar.
  • Die Pflegeassistentin und ich planten, dass ich mit den Bewohnerinnen bzw. Bewohner spazieren gehe. Doch keiner wollte. „Das Virus liegt in der Luft!“ Da fragte ich mich schon, „was macht so eine Pandemie mit einem Menschen?“

 

…. und diese Momente waren wunderschön:

  • Ich habe mit einer Bewohnerin Wiesenblumen gepflückt und mit ihr die Tische im Essbereich dekoriert Ich habe für die Bewohner*innen am Markt eingekauft und Farbe und Genuss zu Mittag „serviert“.
  • Ich ging mit einer Bewohnerin spazieren. Sie freute sich so sehr, dass überhaupt jemand mit ihr ein paar Runden geht. Die Pflegeassistentin gab mir dann auch noch den Trinkbecher für die Dame mit. Ich fragte sie, ob sie etwas trinken mag und sie trank. Als ich mit ihr in die Wohngemeinschaft zurückkam, war die Freude groß. Diese Bewohnerin hat seit Tagen nicht mehr allein getrunken!
  • Meinen schrecklichsten und zugleich schönsten Moment erlebte ich, als es hieß, dass ich kurz allein mit den Bewohnerinnen und Bewohnern meiner Wohngemeinschaft bin. Die verantwortliche Pflegeassistentin musste zu einem internen Treffen. Sie war aber natürlich telefonisch für mich erreichbar. Eine Bewohnerin musste sehr dringend auf die Toilette; für sie war das ein echter Leidensdruck. Ich fragte sie: „Schaffen wir das gemeinsam?“ Sie antwortete: „Natürlich schaffen wir das! Wir sind ja ein gutes Team!“ Nach 20 Minuten haben wir es tatsächlich geschafft und uns angelacht und sie sagte: „Danke, Sie schickt ein Engel!“
  • Eine Bewohnerin weinte. Da sie auch schon schlecht hört, ist sie oft für sich allein. Sie hat keinen Familienanschluss mehr. Ich hatte die Zeit mich zu ihr zu setzen, ihr zuzuhören, während sie mir ihre (Lebens)Geschichte erzählte.
  • Ich erhielt 1000 Danke! Die Bewohnerinnen und Bewohner waren so dankbar für die Begegnungen, für das Zuhören – einfach für den „normalen“ Kontakt.
  • Der Höhepunkt meines Assistenzeinsatzes war die Organisation eines tierischen Besuchs. Am 19. Mai kamen zwei Lamas und zwei Alpakas von Steirerlama zu Besuch. Die Bewohnerinnen und Bewohner freuten sich schon Tage zuvor und konnten es kaum erwarten die Tiere zu sehen. Ähnliches galt auch für meine Kolleginnen und Kollegen. Der Besuch war trotz des April-Wetters sehr gelungen und es konnten zahlreiche Begegnungen zwischen Mensch und Tier stattfinden.
  • Es war für mich ein sehr schöner Moment die Augen der BewohnerInnen strahlen zu sehen, als sie endlich Ihre Angehörigen wiedersehen durften.

 

Alle meine Kolleginnen sind bereit wieder in den Pflegewohnheimen zu unterstützen.

 

Ohne EDV, Technik, Transport und Verwaltung allgemein funktionieren die besten Pläne nicht.

Stefan Windisch, Leiter IT- und Prozessmanagement: „So wie für fast alle bedeutete diese Zeit auch für die IT eine enorme zusätzliche Belastung. In kürzester Zeit mussten technische Voraussetzungen für die neuen Rahmenbedingungen und für das neue Arbeiten geschaffen werden. Telearbeit wurde massiv ausgebaut, Videokonferenzsysteme und zusätzliche Laptops angeschafft und installiert.“

Unser Haus- und Transportdienst versorgte unserer Bewohner*innen wie gewohnt mit Essen und Getränken, frischer Wäsche, Gebrauchsartikel und vielem mehr. Das Technische Service Team garantierte, dass die Elektrik und alle Medizinprodukte funktionierten.

 

Die Kolleginnen des Personalservices hatten im wahrsten Sinne des Wortes „alle Hände voll zu tun“. Bescheide mussten erfasst und bearbeitet werden. Stationen wurden geschlossen, Mitarbeiter*innen wurden in anderen Bereichen eingeteilt – das muss alles auch rechtlich passen.

Karin Reinbacher und Ursula Rumpl: „Für uns waren die erste Zeit mit sehr viel Arbeit und extrem vielen Telefonaten verbunden. Die Kolleg*Innen hatten Fragen zum (neuen)Dienstplan, zu den Absonderungsbescheiden und zu vielem mehr. Je länger die Pandemie dauert, desto mehr spüren wir, dass unsere Kolleg*innen einfach reden wollen.“

… und ein großes Dankeschön auch an unsere Zivildienstleistenden – sie haben uns fantastisch unterstützt und „frischen Wind“ in die Pflegewohnheime gebracht.

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